
In Iranduba im Gliedstaat Amazonas haben Landwirte einen Brand gelegt. (Bild: Bruno Kelly / Reuters)
Flammen fressen sich durch den Amazonas-Urwald
Die Zahl der Waldbrände in Brasilien ist drastisch gestiegen. Präsident Bolsonaro verweist auf die Trockenzeit.
Nicole Anliker
In São Paulo ist am Montag plötzlich der Tag zur Nacht geworden. Es war kurz nach 15 Uhr, als sich dicke, schwarze Wolken vor die Sonne schoben und den Himmel über der brasilianischen Millionenmetropole verdunkelten. Die Strassenbeleuchtung musste angeschaltet werden, Meteorologen erklärten den verdutzten Anwohnern das Wetterphänomen auf allen Kanälen: Die Kombination einer Kaltfront und einer grossen Menge von Rauch, den starke Winde von den Waldbränden im Amazonasbecken hergetrieben hätten, habe die Dunkelheit verursacht.
83 Prozent mehr Waldbrände
Die Bewohner von São Paulo bekamen für einen Moment zu spüren, was sich mehrere tausend Kilometer weiter nordwestlich abspielt: Offenbar stehen grosse Flächen des Amazonas-Regenwaldes in Brand. Im Internet kursieren seit Tagen erschreckende Bilder und Videos, die zeigen, wie sich die Flammen durch die grüne Lunge der Welt fressen. Unter dem Hashtag #prayamazonia gehen diese auf dem Kurznachrichtendienst Twitter viral.

Ein Satellitenbild zeigt, wie in den Gliedstaaten Mato Grosso, Rondônia und Amazonas Waldbrände toben. (Bild: EPA)
Am Dienstag gab das Nationale Institut für Weltraumforschung (Inpe) bekannt, dass es von Anfang Jahr bis zum 19. August insgesamt 72 843 Waldbrände gezählt hat. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Steigerung von 83 Prozent. Das ist der höchste gemessene Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 2013. Das Institut stützt sich dabei auf Satellitenbilder.
Um das Ausmass des Problems zu veranschaulichen, liess das Inpe zudem verlauten, dass in den wenigen Tagen zwischen vergangenem Donnerstag und Dienstag dieser Woche 9507 Waldbrände ausgebrochen seien. Auf Satellitenbildern ist der nördliche Gliedstaat Roraima fast ganz von dunklem Rauch bedeckt. Der danebenliegende Gliedstaat Amazonas hat wegen der verbreiteten Waldbrände im Süden den Notstand ausgerufen und ein Krisenkabinett gebildet, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Auch der Gliedstaat Acre hat den Umweltnotstand ausgerufen.
Vor rund zehn Tagen publizierte die Nasa ebenso Satellitenbilder, auf denen die Waldbrände in Brasilien erkennbar sind. Nimmt man einen Zeitraum von 15 Jahren, so liegt laut der amerikanischen Raumfahrtbehörde die Zahl der Brände derzeit leicht unter dem Durchschnitt.
Trockenperiode
Auf die Brände angesprochen, verwies Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro am Dienstag auf die in den betroffenen Regionen derzeit herrschende Trockenzeit. Sein Umweltminister gab ebenfalls dem trockenen Wetter die Schuld. Tatsächlich sind Brände im Amazonasurwald in dieser Zeit nicht ungewöhnlich. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters zweifelt ein Forscher der Inpe die Darstellung der Regierung jedoch an. Alberto Setzer erklärt, dass die Trockenzeit zwar die Verbreitung von Bränden begünstige, doch das Feuer von Menschen gelegt werde.
Amazonas
Reviewed by Beautiful Reem
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أغسطس 21, 2019
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